Am Montagmorgen früh um 05:00 haben wir uns von unseren Feldschweinen verabschiedet. Ich denke, dass jeder über diesen Sommer hinweg, in den letzten Tagen und in den kommenden Wochen seine ganz eigene Beziehung und  Auseinandersetzung mit den Schweinen führen musste. Da ich besonders intensiv dabei gewesen bin, mich für dieses Projekt eingesetzt habe und mir ganz im Speziellen die Auseinandersetzung und Integration von Leben und Tod am Herzen liegt, möchte ich euch von meiner inneren Auseinandersetzung bezüglich der Hofschlachtung der Schweine berichten. 

Am Montagmorgen früh um 05:00 haben wir uns von unseren Feldschweinen verabschiedet. Ich denke, dass jeder über diesen Sommer hinweg, in den letzten Tagen und in den kommenden Wochen seine ganz eigene Beziehung und  Auseinandersetzung mit den Schweinen führen musste. Da ich besonders intensiv dabei gewesen bin, mich für dieses Projekt eingesetzt habe und mir ganz im Speziellen die Auseinandersetzung und Integration von Leben und Tod am Herzen liegt, möchte ich euch von meiner inneren Auseinandersetzung bezüglich der Hofschlachtung der Schweine berichten.

Uns ging es mit diesem Projekt von Anfang an darum, das Feld mit weiterem Leben zu ergänzen und das eigene Fleisch zu produzieren. Wenn man in die Welt schaut, ist die Produktion von Fleisch ein enorm missständliches und umweltschädliches Problem. So wie ich das erfahren durfte, liegt das Problem nicht nur am Überkonsum, an der Massenproduktion und der nicht artgerechte Haltung, sondern vor allem auch daran, dass die Beziehung und das Bewusstsein zum Tier und dem Fleischkonsum fehlt. Darum war es mir wichtig, dass ich die 3 Schweine von Anfang bis zum Ende begleite. Unsere drei Schweine waren für mich eine riesige Chance zu mehr Bewusstsein und Selbsterkenntnis. 

Natürlich haben mich vor allem die Themen Leben und Tod durch die vergangenen Monate begleitet. Eindrücklich fand ich, dass die Ankunft und der Abschied der Schweine auf dem Feld Momente mit ähnlich intensiver Kraft waren. Das Ankommen war begleitet von Gefühlen der Freude, des Lebens und der Neugier. Der Abschied war eher traurig, einsam und leer. Doch trotzdem (auch wenn ich vielleicht in Gefahr laufe, als gefühlskalt oder brutal bezeichnet zu werden) waren meine Tage um den Schlachttermin voller Nüchternheit. Der Abschied und die Trauer fühlten sich enorm klar, in Beziehung und vor allem enorm ehrlich an. Diese tiefe Ehrlichkeit durfte ich natürlich ganz besonders erfahren, weil ich den gesamten Prozess miterleben und integrieren durfte.

Was mich natürlich auch sehr beschäftigt hat, waren die zahlreichen Reaktionen, welche Mathilda, Eliot und Carlos ausgelöst haben. So wie ich es erlebt habe, wurde bei wirklich vielen unter uns ein Prozess ausgelöst. Viele hatten grosse Freude, dass unser Feld mit Leben ergänzt wird, begrüssten es auch, dass wir ehrliches Fleisch produzieren können und drückten gleichzeitig eine Trauer aus. Mich hat das in vielerlei Hinsicht richtig belebt, mehr Kontakte und Gespräche durch die Schweine zu haben. Gleichzeitig gab es auch einige Auseinandersetzungen, Kommentare oder Reaktionen, welche ich auch schmerzhaft hinnehmen musste. Man macht sich ganz schön angreifbar, wenn man sagt, dass man die Tiere liebt, ihnen in die Augen schaut, einen Namen gibt, sich jeden Tag auf die süssen, wackligen Schnauzen freut, sich die Macht rausnimmt, sie zu töten und sie später zu essen. Obwohl sich die meisten diese Macht auch rausnehmen (bspw. für sich oder für Katzenfutter), aber ohne direkt hinzuschauen.

Es war übrigens sowohl konfrontierend als auch spannend, einen Einblick in dieses Metier zu erhalten. Morgens um 5:00 mit Veterinäramt, Hofschlachter, Metzgermänner in Kontakt zu geraten, zu sehen wie geschäftig diese schon unterwegs sind und was die da so machen! Schon eindrücklich, wovon man alles so keine Ahnung hat, wenn man nie die Gelegenheit hat, es mal mitzuerleben. 

Für mich auf jeden Fall ein lohnenswerter und wichtiger Prozess in diesem Sommer und ich freue mich mega, wenn es das nächstes Jahr wieder klappt mit ein paar (womöglich gefleckten) Schweinen, die auf dem Feld glücklich grunzen. 

Viele Herbstgrüsse
Ramilah