Landschaftsgestalter mit Konfliktpotential

Für Vieles musste der Biber herhalten. Nachgestellt wurde ihm im Winter, weil dann sein Fell besonders dicht war oder im Frühjahr, als Fastenspeise, weil er den Fischen zugerechnet wurde oder man wollte an sein Drüsensekret (Bibergeil), weil man sich davon eine besondere Duftnote und Potenzsteigerung versprach. 

Im Laufe der Zeit wurden somit die Biber immer weniger und die Preise immer höher. Mit den entsprechenden Folgen. Pelze kamen zunehmend aus Nordamerika wo die Trapper, welche die Flüsse hochzogen, um die dort lebende Biberart (Kanadischer Biber) zu jagen, für die dortige quasi Ausrottung der Kanadischen Biber und auch für die Besiedelung des Landes sorgten. 

Da die Ausrottung jedoch problematisch für die Pelzindustrie war, wurde in Nordamerika viel früher mit dem Schutz des Bibers begonnen, während in Europa und Asien die Jagd nach dem, mittlerweile äusserst seltenem, vermeintlich potenzsteigerndendem Bibergeil noch in vollem Gange war. Bibergeil ist übrigens wirkungslos. 

Der Wasserbau gab dem Biber dann den Rest.

Heimisch war der Biber (Europäischer Biber) ursprünglich in weiten Teilen Eurasiens. Er bewohnte einen breiten Streifen zwischen Skandinavien und Südfrankreich, welcher bis nach Sibirien und bis in die südwestliche Mongolei hinein reichte. Dabei besiedelte er Fliessgewässer in allen Grössenkategorien oder auch Stillgewässer. 

Biber sind reine Pflanzenfresser und geben sich mit der Vegetation zufrieden, die sie vorfinden. Ihre Reviergrösse richtet sich nach der im Revier vorhandenen Nahrung, welche vor allem aus geeigneten Weichhölzern am Ufer des Gewässers besteht. Ihr Bau befindet sich in der Böschung des Gewässers. Der Eingang liegt in der Regel permanent unter der Wasseroberfläche und wenn der Boden oder die Decke des Baus zu dünn werden, wird Material aufgeschichtet. In der Regel sind dies Äste, Steine und Schlamm. So entstehen die typischen «Biberburgen». 

Der Biber greift aktiv in die Regulation des Wasserstandes des Gewässers ein, gestaltet und verändert ganze Landstriche und trägt dort, wo er zuhause ist, zu einer grösseren Artenvielfalt bei. Auch für den Fischotter schafft der Biber mit seinen Dämmen und Bauten, seinen Grabaktivitäten und dem Fällen von Bäumen neuen Lebensraum. 

Er arbeitet schwer und verträgt Hitze nicht so gut. In Mitteleuropa arbeitet er deshalb in den Abendstunden und in der Nacht. In den Skandinavischen Ländern ist er tagsüber aktiv.

Biber leben monogam und gehen eine lebenslange Einehe ein. Nur wenn sein Partner stirbt geht er eine neue Verbindung ein. Bis zum Alter der Jungtiere von ein oder zwei Jahren leben Biber in kleinen Familienverbänden. 

Der begrenzende Faktor für das Vorkommen von Bibern ist alleine der Mensch. Der Biber selbst kommt mit den unterschiedlichsten Lebensraumbedingungen klar.

Im Jahre 1957 wurde in der Schweiz mit Auswilderungen begonnen, welche bis ins Jahr 1977 fortgeführt wurden. Insgesamt wurden in dieser Zeit 141 Biber ausgesetzt.

Heute gibt es ca. 1600 Tiere, welche sich vor allem entlang der grossen Mittellandflüsse und der Seen niedergelassen haben, zunehmend aber auch die kleineren Zuflüsse besiedeln. Er ist sehr anpassungsfähig was seinen Lebensraum betrifft und siedelt heute sogar mitten in Ortschaften oder in der Nähe von Autobahnen. 

Mittlerweile lebt der Biber in den Kantonen Thurgau, Zürich, Aargau, Freiburg, Waadt, Solothurn, Wallis und Zug.

Literatur (verwendete und als Empfehlung):
Josef H. Reichholf. Comeback der Biber. Dtv (Mai 1996)

Und wer sich noch weiter informieren möchte:

https://www.pronatura.ch/de/biber-lexikon